Bereits 2013 hatte Professor Frank Lin von der Johns Hopkins Universität in Baltimore in einer Studie einen Zusammenhang zwischen Hörverlust und abnehmender geistiger Leistungsfähigkeit hergestellt. Lin und Kollegen hatten 2.000 Personen mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren über einen Zeitraum von sechs Jahren begleitet. Diejenigen, die bereits zu Studienbeginn Schwierigkeiten hatten, aufgrund ihres Hörverlusts einem Gespräch zu folgen, zeigten ein 24 Prozent erhöhtes Risiko für kognitive Einbußen. Zudem schien die Schwerhörigkeit den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit zu beschleunigen.
In Europa hat sich die französische Forscherin Professor Dr. Hélène Amieva von der Universität mit dem Thema beschäftigt. In einer Langzeitstudie „Self-Reported Hearing Loss, Hearing Aids, and Cognitive Decline in Elderly Adults“, hat sie zusammen mit Kollegen 25 Jahre lang das Schicksal von 3.670 Erwachsenen über 65 Jahren erforscht. In der Studie konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Schwerhörige, die keine Hörsysteme tragen, von einem schnelleren kognitiven Abbau betroffen sind als gleichaltrige Normalhörende. Diese Menschen würden sich seltener an geselligen Aktivitäten beteiligen und zu Depressionen neigen. „Wir nehmen an, dass Hörgeräte dem geistigen Abbau entgegenwirken, weil sie die Kommunikationsfähigkeiten erhalten“, sagte Professor Amieva in einem Interview mit dem dänischen Hörgeräte-Hersteller Oticon.
Wer schnell auf seinen Hörverlust reagiert, dem kann mit Hörgeräten auch schnell geholfen werden. Ein über längere Zeit nicht versorgter Hörverlust bedeutet dagegen, dass Hören erst wieder lernen zu müssen. In dieser Phase empfinden viele Schwerhörige Geräusche als zu laut oder unangenehm. Erst wenn dieser Gewöhnungsprozess gelungen ist, profitieren die Benutzer in vollem Umfang von ihren Hörgeräten.
Das beste Beispiel für die positive Wirkung von Hörgeräten auf die geistige Leistungsfähigkeit ist übrigens der 2015 im hohen Alter von 96 Jahren verstorbene ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt. Aufgrund seiner Schwerhörigkeit trug er jahrelang Hörgeräte und blieb bis kurz vor seinem Tod geistig fit, gab Interviews und schrieb Bücher.
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